Liebe contra Staatsräson
Sophie Dorothea von Hannover und Philipp Christoph von Königsmarck
Thema ist eine wahre Begebenheit aus dem Barockzeitalter: die Liebe zwischen der Kurprinzessin Sophie Dorothea von Hannover, der „Prinzessin von Ahlden“ (1666-1726) und dem Stader Grafen Philipp Christoph von Königsmarck (1665-1694).
Von Herzog Anton Ulrich über Schiller und Fontane bis hin zu Arno Schmidt hat diese Geschichte zu vielfältiger künstlerischer Auseinandersetzung gereizt und ist auf diese Weise bis heute im Gedächtnis.
Für Sophie Dorothea von Hannover sollte es kein Privatleben geben: Als Kronprinzessin des Kurfürstentums war sie Teil des 'Staatskörpers' – die Liebe zu dem aus Stade stammenden Landadeligen Philipp Christoph von Königsmarck war eine Art Hochverrat. Aus Ehebruch und Eifersucht allein sind die fatalen Folgen nicht zu erklären: Ihn kostete die Affäre das Leben; sie wurde lebenslang auf das Schloß Ahlden verbannt. Dieses Ende hatte Philipp Christoph schon früh kommen sehen, als er seiner Angebeteten schrieb: “Mein Unterganck ist mir gar wol bewust”. Und doch wagten beide, einander schlicht als Liebende zu begegnen.
Die Geschichte hinter den Gesichtern hat Anja Seelke auch als Literaturwissenschaftlerin und Sozialpsychologin interessiert. Die Lesung berichtet von den dramatischen Ereignissen anhand historischer Quellen und neuerer Forschungsergebnisse: vom Kennenlernen der beiden in Celle in den Kinderjahren über die Wiederbegegnung am Welfenhof in Hannover bis hin zum Mord am Grafen 1694 und der jahrzehntewährenden Verbannung der Prinzessin nach Ahlden.
In ihren Briefen erzählen Philipp und Sophie ihre Geschichte selbst - und in der Lesung kommen die beiden ausführlich zu Wort. Diese Innenperspektive eröffnet für den Zuhörer eine neue Sicht auf Ereignisse und Charaktere – jenseits vorgefaßter Klischees. Die beiden Liebenden zeigen sich als facettenreiche Charaktere; es ist faszinierend, welch tiefe Einsicht Philipp und Sophie in ihre Situation hatten – und daß sie trotz allem so handelten. Aus den heimlich gewechselten Briefen sprechen Verzückung und Verzweiflung. Das berührt noch heute.
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